Agrypnie gehen mit "16[485]" in Runde 3. Die ordentliche Spielzeit lässt die Erwartungen hochschnellen, die Kenntnis der Vorgängeralben stacheln dies an.

Torsten setzt die Ideen aus den Vorgängeralben nahtlos fort und liefert das ab, was mir persönlich momentan musikalisch wie die Faust aufs Auge passt. Alltägliche, urbane Kraftlosigkeit, Entfremdung und Depressionen, vorgetragen mit einer lyrischen und instrumentalen Resignation. Es scheint aussichtslos im Heute ("Kadavergehorsam", "Schlaf", "F15.2") und im Morgen ("Verfall"). Agrypnie kanalisieren den Unmut des Grossstadtlebens und die Herausforderung, inmitten der Massen selbstständig zu agieren. Verfolgt das musikalisch Verwandte Genre des depressiven Schwarzmetalls einen eher pathologisch bedingten Betrachtungsansatz der Welt, bewegt man sich hier stärker auf der Ebene des Intellekts. Auch wenn manche Gedanken psychische Ungesundheiten zu indizieren scheinen, wird letztlich doch immer deutlich, dass Agrypnie den Keimpunkt dafür in der modernen Lebensweise sehen. Die menschliche Natur gegen Moral und Norm.

Musikalisch schlägt dieser Konflikt in den aus den bisherigen Alben bekannten Dimensionen nieder. Vor preschende Gitarren und nahezu walzende Schlagzeugarbeit mit zahlreichen Knüppelpassagen. Eingängige Riffs und Texte bohren sich in den Kopf. Füsse bleiben hier schon gar nicht still und manch einer wird sich hier auch auf gedanklicher Ebene Angestossen fühlen.
Stellenweise gehen die melodischen Ausbrüche schon ins Fantastische über. So ist "F15.2" durch die ausgeprägte Gitarrenarbeit ein bittersüsses Paradestück in Sachen Resignation und Emotionalität und gewinnt durch eingeschobene Chorklänge noch einen Hauch von erhabener Epik. Das sporadische Überlängen Stück heisst hier "16[459] Brücke aus Glas". Es verläuft sich für meinen Geschmack stellenweise ein wenig und zieht sich in die Länge, stellt aber in den trotzdem überwiegenden Hochphasen eines der Topstücke dar.

Was liegt also vor?
Wie gesagt, ein Anschluss an die bisherigen Akten im Ordner Agrypnie. Das bedeutet - alter Stil, neue Töne, das wiederrum bedeutet - "16[485]" ist auch für einen Quereinstieg geeignet und wer Agrypnie bisher nicht kennt, sollte das jetzt nachholen.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Supreme Chaos Records

Veröffentlichung

8/2010

Format

CD

Land

Genre

Progressive Metal